Heike - Der Tod ist nicht das Ende



Ich wuchs mit zwei älteren Schwestern in einer traditionell evangelischen Familie auf. Ich selbst war  ein sogenannter Namenschrist: hin und wieder in die Kirche gehen, wenn es denn überhaupt sein musste, da ich auch gesanglich dort aktiv war. Ich hatte kein Bibelwissen, ausgenommen der biblischen Geschichten aus der Christenlehre, die für mich immer wie Märchen waren. Ich glaubte zwar an einen Gott, als eine höhere Macht, wusste jedoch nichts über Jesus oder warum er am Kreuz hatte sterben müssen.


Für mich war das immer ein schauriges Relikt aus einer düsteren mittelalterlichen Zeit und es passte für mich nicht mit einem Gott der Liebe zusammen. In Familie und Kirche wurde ich auch nicht über diese Dinge aufgeklärt, ich hatte was den Glauben anging keine Vorbilder und so habe ich mich auch selbst nicht weiter dafür interessiert.
In der Zeit vor meiner Konfirmation habe ich mich dann das erste Mal ernsthaft gefragt, wozu ich mich damit eigentlich bekenne. Das brachte mich dazu, meine Glaubensgrundlagen zu überprüfen.
Eine enge Freundin erzählte mir zu der Zeit, sie habe sich mit ein paar Pfarrern unterhalten und sei zu dem Entschluss gekommen, nichts mit diesem Glauben anfangen zu können und sich nur ihren Eltern zuliebe konfirmieren zu lassen. Danach wäre es für sie dann vorbei.
Zum ersten  Mal erlebte ich eine Art „ Schock“, weil ich nicht wusste, worauf meine sogenannten „Überzeugungen“ denn beruhten.


Als ich dann auch unserem Pfarrer mehr Fragen darüber stellte, woher eigentlich die Bibel kommt, warum Jesus kommen musste, waren die Antworten sehr unbefriedigend.
Seine Erklärungen klangen zwar immer sehr philosophisch und intellektuell, aber sie gaben gar keine eigentlichen Antworten und so war das Thema nach der Konfirmation für mich erst einmal abgehakt. Wenn selbst der Pfarrer keine klare Meinung hat, dachte ich, dann gibt es wohl auch keine grundlegende Wahrheit und jeder muss Gott auf seine Weise finden. In der nachfolgenden Zeit suchte ich vor allem nach „mir selbst“ und danach, mich zu verwirklichen: Musik, Reisen, Äußerlichkeiten, Partys ... möglichst viel erleben. Aber trotz alldem beschäftige mich irgendwie immer wieder die Frage nach dem Sinn hinter dem Ganzen. Ich fand es einfach hohl, vor mich hin zu leben und den maximalen Genuss aus allem raus zu holen, mich vielleicht hier und da auch mal für andere einzusetzen, aber sonst nach meinen eigenen Wünschen zu leben.


Wofür mache ich das letztlich? Konnte das denn alles sein? Die Realität des Lebens sollte mich bald einholen.
Die Tante meiner Mutter war für mich immer wie eine Großmutter, die ich ansonsten nicht hatte.
Als ich Kind war, war sie eine ganz wichtige Bezugsperson für mich gewesen, an der ich sehr gehangen hatte. Dann, ich war ca. 12 Jahre alt, erkrankte sie schwer an Krebs und lebte seither mit bei uns in der oberen Etage des Hauses. Mit ihrem Einzug waren Krankheit und Tod immer gegenwärtig.

 

Schließlich, in einer Nacht während der Sommerferien, ich war 16 Jahre alt, starb sie. Keine meiner beiden Schwestern, mit denen ich in dem Moment darüber hätte reden wollen, war zu dem Zeitpunkt da und für mich war es die erste direkte Konfrontation mit dem Tod. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich mich bewusst überwand, allein zu ihr ins Zimmer zu gehen. Ich schaute sie an und auf einmal war es mir ganz eindrücklich und deutlich, dass da kein Leben, keine Seele mehr war. Ihr Körper sah aus wie eine leere Hülle. Dies war das erste von vielen Ereignissen, die immer mehr an meinen Grundfesten rüttelten und mich darauf vorbereiteten, Gott wirklich zu suchen.

 

In den nächsten Jahren wurde einiges in meinem Leben kompliziert, wo vorher alles glatt lief.
Ich war immer beliebt gewesen und hatte enge Freundschaften, doch plötzlich hatten viele mit eigenen Problemen zu kämpfen, Freundschaften lockerten sich, Beziehungen wurden unsicher.
Viele kamen selbst nicht mit sich zurecht, es kursierten Drogen, und es wurde versucht, sich mit Partys abzulenken. Für mich wurde das immer schwerer zu ertragen. Die Partys erschienen mir immer sinnloser und stumpfsinniger. Als sich dann noch ein Mitschüler während der Ferien das Leben nahm, war die Welt um mich herum noch trostloser.  
Ich hatte mich schon immer sehr für Naturwissenschaft interessiert und in dieser Zeit beschäftigte ich mich besonders damit. Es gab ständig neue Entdeckungen, Theorien, die sich zum Teil gegenseitig widersprachen. Bei allem Interesse, erzeugte das in mir immer auch Angst und die Frage, wie all das, was so überwältigend komplex ist, einfach so da sein kann- ohne Grund, ohne Ziel. Warum hinterfrage ich mein Leben derart, wenn es gar kein Ziel gibt? Warum reicht es mir nicht, einfach meine 70/ 80 Jahre vor mich hin zu leben? Warum gibt es keine Antworten und jeder bastelt sich sein Weltbild selbst zusammen?!

Kurz vor den Abiturprüfungen dann kam mein Vater mit einem Schlaganfall ins Krankenhaus. Ich wusste nun wirklich nicht mehr wohin mit den ganzen Problemen. Warum ist gerade vieles so düster und Problem beladen um mich herum? Wie konnte es soweit kommen? Was war schief gelaufen?
Es war eine sehr schwierige Zeit, aber auch eine entscheidende Wende. Ich erinnere mich noch sehr genau, dass ich eines Abends im Bett saß und anfing, mit Gott zu reden. Ich kam mir sehr seltsam dabei vor, denn ich wusste  nicht, ob  mein Gott aus Kindertagen wirklich existierte, ob ich da tatsächlich mit einer Person redete oder ich mir das alles nur einbildete. Aber es gab für mich keine Alternative mehr-  und so sagte ich: Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann siehst du mich und kennst die ganzen Probleme und Fragen. Bitte hilf mir da raus und ich bin jetzt wirklich bereit, dich kennenzulernen.

Nur kurze Zeit später kam ich über eine Freundin in Kontakt mit jungen Studenten, die in der Stadt einen Bücherstand hatten. An sich war ich solchen Leuten gegenüber immer sehr skeptisch. Was mich aber faszinierte, war, dass das junge, intelligente Menschen waren, die tatsächlich an die Bibel glaubten!
Für mich war das unvorstellbar, ein Buch voller Hieroglyphen, das man doch nicht einmal mit einem abgeschlossenen Theologiestudium wirklich deuten kann! Und doch merkte ich, dass diese Leute etwas ausstrahlten, was mich anzog- eine Ruhe und Gewissheit, die mir fremd war. Sie standen bei eiskaltem Januarwetter in der Stadt, verschenkten Bücher und bekamen nichts dafür. Irgendetwas war da komisch. Sie luden uns schließlich zum Bibellesen ein.  

 

Anfangs ging ich nur der Freundin zuliebe mit, um sie zu warnen, sollte es tatsächlich eine Sekte sein. Doch es kam anders. Ich las das erste Mal in meinem Leben in der Bibel. Es war für mich vollkommen erstaunlich: Niemals hätte ich gedacht, dass man sie wirklich einfach lesen und sogar verstehen kann, aber vor allem, dass sie so viel zu sagen hatte, zu den Fragen über mein Leben, über diese Welt, darüber, wie der Mensch ist, ...
Ich merkte, dass das, was ich las absolut mit meinem Leben und meiner Wahrnehmung übereinstimmte.


Zum ersten Mal ergab Jesus und sein Tod am Kreuz einen Sinn für mich und war nicht mehr länger so unnahbar und seltsam, denn so wie die Bibel es sagt, hatte Gott ihn um meinetwillen geschickt und an meiner Stelle bestraft, damit meine Trennung von Gott aufgehoben würde. Und was diese Trennung bedeutet, konnte ich durch all die Schwierigkeiten der vergangenen Zeit jetzt auch wirklich nachvollziehen.


Wir blieben oft bis nach Mitternacht da und löcherten die Leiter des Bibelkreises mit unseren Fragen. Ich erinnere mich noch, dass wir jedes Mal überglücklich nach Hause gingen, weil uns genau diese Antworten immer gefehlt hatten. Wir hatten die Ahnung, jetzt irgendwie an der Wahrheit dran zu sein. Wenn das alles stimmte, würde das unser ganzes Leben von Grund auf ändern.  An einem Abend in diesem Bibelkreis dann, als wir eine Passage aus der Bibel lasen merkte ich, dass da jemand war, der mit mir persönlich reden wollte. Obwohl es mir selbst verrückt erschien, konnte ich nicht mehr leugnen, dass es diesen Gott wirklich geben muss und dass er mit mir reden wollte. Was mich aber am meisten beschäftigte, war, dass, wenn es so ist und dieser Gott der Bibel tatsächlich existierte, dass dann Er es ist, der sich mich ausgedacht hat. Und wenn das stimmt, heißt das, dass Er mich genau kennt und dass Er einen Plan für mich hat und weiß, was ich hier soll.

 

Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass Gott mein „kleines, schwaches Gebet“ gehört und erhört hatte. Er hatte mir auf diese ganzen Fragen geantwortet. Was mir noch „Angst machte“, war, was passieren würde, wenn ich diesem Gott , von dem ich nun wusste, dass Er existiert, wirklich Glauben schenkte und ihn mein Leben lenken ließ, anstatt es selbst in die Hand zu nehmen. Ich wusste, dass es für meine Familie und Freunde absolut unverständlich sein würde, wenn ich tatsächlich an die Wahrheit der Bibel glaube, das was ich früher selbst als dumm und naiv abgestempelt hatte. Aber ganz egal, was auch kommen sollte, ich konnte einfach nicht mehr leugnen, dass es diesen Gott gab.
Mir war ganz klar, dass ich eine Entscheidung treffen musste und so gab ich vor nun fast 12 Jahren Jesus mein Leben und habe es seither nie bereut.