Christian - Gott ist real!



Kalt ist es. Finster, kalt und nass, als ich an jenem Novemberabend durch den langen, einsamen S-Bahntunnel gehe. Ich weiß, dass ich am Ende des Tunnels eine Entscheidung treffen muss. Furcht sitzt mir im Nacken und ich spüre die Kälte. Am Ende des Tunnels kann ich entweder die linke Treppe nehmen. Ich kann mein Leben behalten. Partys, Frauen, Drogen, vielleicht eine gute Karriere. Aber am Ende – Leere, Finsternis und Kälte.

 

Oder ich nehme die Treppe nach rechts. An ihrem Ende erwartet mich ein neues Leben. Ich weiß, wenn ich diesen Weg einschlage werde ich möglicherweise alles verlieren wofür ich bisher gelebt habe. Aber irgendetwas zieht mich seltsam magisch an: Wärme ist in diesem Weg. Und Licht… komme ich dort ans Ende meiner Suche?

Der Weg durch diesen Tunnel ist das letzte Stück eines Weges der lange zurück in meinem Leben beginnt und mich an ein Ziel bringt, dass ich nicht kannte und doch erstrebt habe ohne es zu wissen – es ist die Erkenntnis Gottes. Und ich möchte euch kurz erzählen wie das geschah, denn es ist eine Erkenntnis, die ich jedem Mensch aufrichtig von ganzem Herzen wünsche…

 

Ich bin damals 26 Jahre jung, dynamisch, fit und erfolgreich. Ich stehe am Ende meines Wirtschaftsinformatik-Studiums und arbeite bereits für eine große Unternehmensberatung. Ich habe das was sich viele wünschen: Erfolg bei Frauen, Erfolg im Studium, Gesundheit. Mit meiner Freundin bin ich seit vielen Jahren zusammen – sie bleibt bei mir trotz meiner ständigen Eskapaden...

 

Ich stamme aus dem Oberpfälzer Wald, wuchs in einem kleinen Dorf als Kind einfacher, hart arbeitender Leute auf. Meinen Eltern verdanke ich sehr viel, was die guten Seiten meines Charakters betrifft. Wahrhaftigkeit und Toleranz waren wichtige Werte in unserer Familie.

 

Früh beschäftigte ich mich mit Naturwissenschaften. Ich suche Antworten für das Woher, das Wohin. Ich suche nach dem Sinn. Vielleicht weil ich als Kind viel Leid und Schmerz persönlich erfahren habe. Wegen einer unerkannten Eiweißallergie war ich oft krank, häufig im Krankenhaus, einmal fast erstickt. Mit 9 lese ich einen Wälzer über Kosmologie von Issac Asimov einem berühmten Science-Fiction-Autor und Atheisten. Die Lektüre prägt mich. Bringt mich aber nicht ans Ziel, sondern wirft noch mehr Fragen auf. Immer wieder nagt es an mir: Woher? Wohin? Was ist der Sinn?

 

In meiner Jugend mehren sich die Partygelegenheiten. Ich fange an zu rauchen, später auch zu kiffen. Die Exzesse häufen sich. Was ich aus meinem Leben machen will weiß ich nicht. „Live fast – die Young“. So lautet die Devise. Ein schwerer Fahrrad- und zwei schwere Autounfälle – einer davon unter starkem Alkoholeinfluss – führen beinahe zur Verwirklichung meines Mottos.

 

Ich suche. So könnte man mein ganzes Leben überschreiben. Eine nicht enden wollende Suche. Nach Glück, Anerkennung, Erfolg – und Erkenntnis. Ich versuche die Welt zu verbessern: werde politisch aktiv bis ich merke, dass es aussichtslos ist und gebe auf. Hedonismus scheint der einzige Ausweg zu sein. Lebe für dein persönliches Glück. Ich werde Tanzlehrer – so kriegt man die Mädels. Ich werde Offizier, um mir selbst zu beweisen wie hart ich bin. Und ich gehe nach Australien – weit weg – weil vielleicht dort das Glück wartet... Aber egal was ich tue: ich komme einfach nicht ans Ziel!

 

Durch meine offensive Art gerate ich oft mit anderen aneinander. Auch später im Studium in Chemnitz. Einmal auch mit dem unwahrscheinlichsten Wesen auf dieser Welt: einem waschechten Christen – so ein ganz krasser: mit Jesus und Bibel und so. Meine Sticheleien scheinen ihn nicht zu stören. Wir kommen ins Gespräch. Ich müsste die Bibel doch mal selber lesen, meint er, und nicht immer nur das glauben, was andere darüber sagen. Irgendwann lasse ich mich breitschlagen und fange an zu lesen. Natürlich hinten, mit der Offenbarung – man muss ja wissen wie’s ausgeht…

 

In der Zeit treffen wir uns öfters mal auf ein Bier oder zum Abendessen. An einem Abend versucht er mir klar zu machen, dass jeder der an Jesus glaubt, den Hl. Geist bekommt. Aus meiner katholischen Religionserziehung weiß ich: Gott, Jesus und Hl. Geist, zwar verschieden aber eins. Deshalb zieh ich ihn auf: „Wenn das stimmt und du den Hl. Geist hast, wäre das ja so, als ob ich mir Jesus zu Abend essen würde und er mit mir?!“ – Er ist sich nicht ganz sicher ob meine Interpretation stimmt und ich mach mich wieder über ihn lustig...

 

An jenem Abend komm ich abends heim und les’ weiter in der Bibel. Dort steht in Kapitel 3 der Offenbarung: „Ich weiß, wie du lebst und was du tust; ich weiß, dass du weder kalt noch warm bist. Wenn du doch das eine oder das andere wärst! 16 Aber weil du weder warm noch kalt bist, sondern lauwarm, werde ich dich aus meinem Mund ausspucken. 17 Du sagst: ›Ich bin reich und habe alles im Überfluss, es fehlt mir an nichts‹, und dabei merkst du nicht, in was für einem jämmerlichen und erbärmlichen Zustand du bist – arm, blind und nackt. [18…] 19 So mache ich es mit allen, die ich liebe: Ich decke auf, was bei ihnen verkehrt ist, und weise sie zurecht. Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um! 20 Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.“

 

Wie ein Blitz durchfährt es meine Gedanken – das waren meine Worte! Und die Beschreibung der Person – war ich etwa damit gemeint? Das war eine ziemlich genaue Beschreibung meiner Lebens und meines Denkens. Schnell verdränge ich alles – auch wenn es so genau passt: das muss ein blöder Zufall sein.

 

In der Zeit danach distanziere ich mich von meinem neuen Freud. Er nervt zu sehr. Ich sage ich hätte keine Zeit. Stimmt auch irgendwie: neben Sport, Party, Frauen, Drogen und Studium bleibt nun wirklich nicht viel Platz für Gott und Bibel. Ein komplizierter Knöchelbruch ändert die Lage...

 

Mehrere Monate bin ich an Krücken gefesselt. Ein evolutionskritisches Biologielehrbuch sauge ich noch im Krankenhaus in mich auf. Dieses Buch zementiert die Zweifel an meinem bisherigen Weltbild. Ich bin bereit die Zuverlässigkeit der Bibel zu prüfen und auch mit anderen darin zu lesen. Schritt für Schritt tauche ich ein in eine Realität, die größer ist als alles was ich mir vorstellen kann: ich erkenne langsam die Realität Gottes…

 

Irgendwann wird es mir klar: der Weg, die Wahrheit und das Leben, alles wonach ich suche ist eine Person: Jesus Christus. Ihn muss ich haben. Aber ich will nicht. Ich will mein altes Leben nicht aufgeben. Jetzt nicht. Aber ich kann auch nicht so weiter machen. Mein Leben gefällt mir nicht mehr. Was ich auch tue: es macht keinen Spaß mehr. Letztlich weiß ich nicht warum – aber nach zwei Bier und einem Joint spreche ich mein erstes ernst gemeintes Gebet seit meiner Kindheit: „Gott wenn es dich wirklich gibt, dann hilf mir, dass ich dich finde.“

 

Tags darauf besuche ich eine gute Bekannte im Krankenhaus. Psychologie-Studentin. Atheistin. Unser häufigstes Gesprächsthema: evolutionäre Sexualpsychologie (warum Männlein mit Weiblein und Wie und so). Im Krankenhaus finde ich sie zu meiner Verblüffung im Gottesdienst in der Krankenhausvorhalle. Ich erzähle ihr von meinen Erlebnissen. Sie antwortet mir, dass sie vor einiger Zeit selbst angefangen hat in der Bibel zu lesen – ich konnte es nicht fassen, stand kurz vor der Kapitulation. Sollte das die Antwort auf mein Gebet sein? In den Wochen danach passieren immer mehr merkwürdigen Zufälle in meinem Leben. Meine Wahrnehmung der Realität verändert sich. Ich fange an mit Gott zu hadern – ich kann seine Existenz nicht mehr ohne weiteres leugnen. Mehr noch: mir ist klar: Gott existiert und ich habe ein Problem… Das Problem heißt Schuld. Gott ist nicht einverstanden damit, wie ich mein Leben vergeude – ganz im Gegenteil: Ihm gefällt es überhaupt nicht, dass Er mir egal ist, dass ich meine Zeit und meine Fähigkeiten für Dinge verwende die er abscheulich findet. Dass ich mir selbst das wichtigste bin. Dass ich mich in einer Rebellion gegen Ihn befinde und Ihn letztlich hasse, obwohl Er mir das Leben gibt...

 

Kalt ist es. Finster, kalt und nass. Gleich bin ich am Ende des Tunnels angelangt und ich weiß wie ich mich entscheiden muss – ich wähle die rechte Treppe. Ich wähle das Leben...

 

An diesem Abend gehe ich heim und kapituliere vor Gott. Ich bekenne ihm meine Schuld. Zuerst zaghaft dann immer bereitwilliger gebe ich mich in seine Hand. Unterstelle mein ganzes Leben seinem Befehl. Mein Selbst gebe ich auf – um es von Ihm veredeln, vervollkommen zu lassen. Auch wenn ich ahne: es wird Zeiten geben, wo mir dieser Prozess nicht gefallen wird...

 

Aber ich habe keine Wahl. Ich habe erkannt: Er ist das Ziel meiner Suche. Er ist es wonach ich so lange gesucht habe ohne es zu wissen. Mit Ihm möchte ich von nun an Leben. Für ihn. Unter seinem Kommando. Mit allen Konsequenzen. Es gibt nichts, was mehr Sinn macht als das. In Ihm ist die Fülle der Erkenntnis, die Fülle des Lebens. In den Wochen danach erlebe ich eine unglaubliche Entspannung – ich bin angekommen.

 

Zu jener Zeit hatte ich die Angewohnheit häufig morgens joggen zu gehen. Und es ist etwas Wunderbares den Sonnenaufgang zu erleben im Bewusstsein der Gegenwart des Schöpfers. Die kalte, klare Winterluft in den Lungen zu spüren und befreit aufatmen zu können – „getrost, deine Sünden sind dir vergeben.“ Meine Anerkennung hängt nicht mehr von anderen Menschen ab. Sondern von dem der die Menschheit geschaffen hat.

 

Jedes Eiskristall das jemals gefallen ist, unterscheidet sich von allen anderen – jedes einzelne glitzert wunderschön in der Morgensonne. So ist jeder Mensch, der seine Seele von Gott befreien lässt: leuchtend, angestrahlt von Gottes Licht, rein wie ein Eiskristall, der leicht zu Boden tanzt.

 

Kurze Zeit später heirate ich meine Freundin. Ich liebe sie – sie war mir treu, auch als ich ihr untreu war. Das ist wahre Liebe. Ich brauche keine Drogen mehr um mich zu entspannen, keine Frauen um mich selbst zu bestätigen. Keine Kumpels um die Zeit tot zu schlagen. Ich habe eine persönliche Beziehung zu Gott. Ich finde Erkenntnis in seinem Wort der Bibel. Sie fasziniert mich, begeistert und erstaunt mich.

 

Immer aufs Neue staune ich seitdem über die Wunder Gottes und die Gnade, die er mir erwiesen hat und ich erkenne wie viel Bewahrung mir auf meinen Eskapaden schon zu Teil wurde. „Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die im Land und Schatten des Todes saßen, ist Licht aufgegangen.“ heißt es in der Bibel. Das habe ich erlebt. Und dieses Licht ist im Sohn Gottes: Jesus Christus – und ich habe es gesehen.

 

Bei meiner Suche habe ich nicht zu mir selbst gefunden – ich habe mich selbst überwunden und dabei zu Gott gefunden. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah? – Gott ist uns nah: er ist greifbar, er ist nur ein Gebet weit von dir entfernt und wartet auf dich! Mein Leben ist in Gottes Hand – in wessen Hand ist Deines? Ich bin angekommen – wo bist Du? Ich habe gefunden was ich gesucht habe – was suchst Du? Mach dich auf und suche Gott so lange er sich finden lässt! Ruf ihn an solange du kannst! Er liebt dich und er wartet auf dich!